Berichte

War Berlin eine Reise wert?
Eindrücke von sf nach zwei Mal schlafen27.09.2003

 

Erstmals bekamen die Inline-Skater beim Berlin-Marathon ihre eigene Bühne.
Losgelöst von Läufern, Walkern und Rollis wurden sie bereits am Samstag auf
die neue Strecke geschickt. Etwa 9500 Rollenflitzer, aufgeteilt in verschiedene Leistungsblöcke, nahmen ab der Siegessäule die Hatz durch die Metropole auf.

Ca. 20 Grad, trocken, allerdings teilweise böig, sorgten für nahezu ideale Bedingungen. Vor nahezu 200.000 begeisterten Zuschauern, viele der sonntags startenden Läufer verfolgten erstmals ein Skater-Rennen, gaben die Worldteams den Ton an.
Sieger bei den Männern wurde der Kolumbianer Juan Betancur vom Saab-World-Team in 1:02, bei den Frauen siegte das US-Girl Julie Glass vom Powerslide Racing Team in 1:11 Stunden.
Mit dabei das TFF-Quartett Elfriede Hecker, Dörte Neumer, Jiri Machacek und Jürgen Schnepf. Alle kamen sturzfrei durch, keiner kam jedoch an seine Leistungen der Vorjahre heran. Elfriede und Dörte mussten nach zu schnellem Beginn ihre Gruppe verlassen, kilometerlange Solofahrten ließen keine besseren Zeiten als 1:44 und 1:34 zu.
Dennoch gewann Elfriede ihre Altersklasse - einfach Klasse und Gratulation.
Für Jiri und Jürgen baute sich etwa bei Kilometer 2 nach Zusammenschluss der langsameren aus dem 2.Block und der Schnelleren aus ihrem 3.Block eine schwer zu durchdringende Teilnehmermenge auf. Ob hier der Anschluss an die
unter 1:20-Fahrer verloren wurde?
"Auf jeden Fall konnte ich bis Kilometer 16 im grünen Bereich in einer optimal agierende Schlange fahren. Drei Fahrer, u.a. zwei vom Speed-Team-Stuttgart, scherten aus. Nichts wie dran. Das Verlassen hätte beinahe zum Waterloo geführt. Ich konnte das Tempo nicht halten, eine von hinten kommende Gruppe bot Unterschlupf. Fans, wahrscheinlich TFF-Läufer, feuerten mich an. Danke, es gab Mut und brachte Power zurück.
Es war eine Kannibalengruppe. Ab Kilometer 22 fraßen wir regelrecht andere Gruppen oder Versprengte auf. Wo war Jiri? Lutschte er im Windschatten, hatte auch er das Gefühl tierisch schnell zu sein? Erst recht als bei Kilometer 34 o.g.
Speedies aus Stuttgart eingeholt wurden. Allesamt Skater, die sich normalerweise in Jiris und meinem Bereich oder weiter vorne platzieren.
Das Stimmungsbarometer stieg, zumal ich peu à peu in der Gruppe nach vorne kam. Die Kilometerschilder rauschten wie aus einem ICE schauend vorbei. Kilometer 38, nur noch lumpige 4000 Schritte. Dranbleiben, den Windschatten voll ausnutzen, auch wenn andere bereits erste Soloritte wagten. Gleich seid ihr durch, rief es von außen. Was heißt gleich? Auch das noch, welliger Bodenbelag! Sturzgefahr hoch³ ! Endlich - das Brandenburger Tor. Die Gruppe sprengte auf, Mobilisierung letzter Kräfte zum Zielsprint. Ein Blick zur Zeittafel. 1:23......?! Kann das sein? O.K., Bruttozeit, 2 - 3 Minuten fallen weg, aber keine Zeit unter 1:20, das war klar. Wo bleibt Jiri, der super drauf war (ist)? Die Körpersprache ist eindeutig, der Finger geht nach unten. Wo blieben die Minuten?"
War es der Wind, der anfangs teilweise eckigere Kurs, einige Minianstiege, falsche Vorbereitung, taktisches Fehlverhalten oder nicht hundertprozentige
Fitness - es bleibt offen.
Tatsache ist, dass die Leistungsdichte weiter zugenommen hat, gepaart mit
technischer Innovation (84er Rollen). Tatsache ist auch, dass unser Bergtrikot Nachwuchs bekommen hat. Leicht modifiziert flitzt spätestens seit Berlin ein Team aus der Nähe von Münster / Westfalen über nationalen und internationalen Asphalt.
Tatsache ist ferner, dass es mehr als Skaten gibt und Berlin davon Unmengen
zu bieten hat.
Auf ein Neues, Berlin 2004, das Domizil in der Fasanenstraße wartet bereits.

  Jürgen Schnepf
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